06.06.2019

Lebensmittel 4.0 - Sicherheit und Flexibilität durch smarte Sensorsysteme

Begrüßung der Teilnehmer der Projektwerkstatt durch Dr. Torsten Pechstein, Leiter FuE bei Endress+Hauser Conducta Waldheim und Dr. Peter Homilius
© SMUL

simul+ Werkstatt Ernährungswirtschaft zu Gast bei Endress+Hauser in Waldheim

Digitalisierung, Industrie und Landwirtschaft 4.0 oder Künstliche Intelligenz sind allgegenwärtige Schlagworte, die auch für den Wandel in der Lebensmittelproduktion stehen. Lebensmittelrecht und Verbraucherschutz verlangen den Lebensmittelherstellern umfang­reiche Datenerhebungen und Dokumentationspflichten ab. Daneben erwächst aus der Individualisierung der Produkte und zunehmender Fachkräfte­ver­knappung ein Bedarf an flexiblen und adaptiven Produktions- und Assistenzsystemen, deren Algorithmen auf komplexe Daten zurückgreifen.

Lösungsansätze bieten innovative Sensoren und Messverfahren, deren Daten durch intelligente IT-Lösungen analysiert und für die Vorausplanung nutzbar gemacht werden - in Industrie und Hand­werk: Mit spektralen Messverfahren Rohstoffe analysieren und nachfolgende Verar­bei­tungs­schritte anpassen, Produktionsrisiken und Produktverfälschungen frühzeitig erkennen, Produktdaten schnittstellenübergreifend nutzen, Maschinenauslastungen durch intelligente Produktions- und Serviceplanung verbessern: nur einige Szenarien aus dem Arbeitsalltag der heimischen Ernährungswirtschaft, die stellvertretend die Chancen für die Lebensmittelbranche aufzeigen.

Um diese hochaktuelle Thematik zu diskutieren und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln, fand am 6. Juni 2019 die simul+ Werkstatt Ernährungswirtschaft unter dem Thema „Lebensmittel 4.0 – Sicherheit und Flexibilität durch smarte Sensorsysteme“ bei der Endress+Hauser Conducta GmbH & Co. KG in Waldheim statt. Der Gastgeber entwickelt am Standort in Waldheim Sensoren für die physikalisch-chemische Flüssigkeitsanalyse, auch im Lebensmittelbereich.

Hier finden Sie das Veranstaltungsprogramm.

Im Namen des Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft begrüßte Abteilungsleiterin Raphaele Polak die Teilnehmer aus Lebensmittelwirtschaft, Zulieferbranchen sowie Forschungseinrichtungen und spannte den Bogen von unseren täglichen Ernährungsgewohnheiten, über die Anstrengungen der gesamten Wertschöpfungskette zur Verminderung der Lebensmittelverschwendung hin zu Maßnahmen für hohe Prozess- und damit auch Lebensmittelsicherheit.

Nach einer kurzen Vorstellung des Endress+Hauser-Standortes in Waldheim durch den FuE-Leiter Dr. Torsten Pechstein gab Marketingexperte Hartmut Golm Einblicke in die Evolution und Zukunftskonzepte der bei Endress+Hauser entwickelten Sensorlösungen für die spezifischen Anforderungen im Lebensmittelbereich und den Einsatz in komplexen IoT-Anwendungen mit kundenspezifischen Services.

Die Herausforderungen und Chancen des digitalen Wandels für die Lebensmittelproduktion skizzierte Dr. Lukas Oehm vom Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung Dresden am Beispiel von adaptiver Produktionsgestaltung auf Basis von Sensordaten, Echtzeitsimulationen und Assistenzsystemen.

Bei der anschließenden Besichtigung der Fertigungsbereiche für pH-Elektroden und weitere Sensoren konnte das auch in der Lebensmittelbranche verbreitete Zusammenspiel von spezialisierter Handarbeit und vollautomatischen Produktionsschritten hautnah erlebt werden.

Unter den Eindrücken des Betriebsrundganges und des bereits in der Pause angeregten Austauschs gingen die Teilnehmer in die Workshops. Nach anschaulichen Impulsreferaten vom Sächsischen Staatsweingut Schloss Wackerbarth aus Radebeul, von der Professur für Lebensmitteltechnik der TU Dresden und vom fzmb Forschungszentrum für Medizintechnik und Biotechnologie GmbH aus Bad Langensalza diskutierten Anwender und Forscher im Workshop „Smartes Prozessmonitoring – Sensor- und Messsysteme“ die noch ungehobenen Potentiale spektraler Analyseverfahren in der Qualitätsüberwachung und Prozesskontrolle. Im Workshop „Prozessdaten analysieren.vernetzen.verwerten“ bildeten Erfahrungs- und Statusbeiträge der Käserei Lehmann Produktions GmbH aus Markkleeberg, der Dresden Informatik GmbH und des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie aus Nossen zum 5G Testfeld Ansatzpunkte für eine Auseinandersetzung mit Nutzen und Aufwand der Digitalisierung in der für die Lebensmittelwirtschaft typischen, kleinteiligen Unternehmensstruktur.

Die angeregten und auch kontrovers geführten Diskussionen wurden über die Workshops hinaus fortgeführt und erste Konstellationen für eine weitere Zusammenarbeit ausgelotet. Der branchenübergreifende Austausch initiierte auch einen Brückenschlag von den Herausforderungen der Ernährungswirtschaft zu den Tätigkeitsfeldern des Innovationsclusters Sensorik Sachsen (SenSa). Die Partner sind offen für die Einbindung weiterer Akteure.

Die Projektwerkstätten Ernährungswirtschaft fungieren als Plattform zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit Bezug zur Lebensmittelherstellung. Die Veranstaltungsreihe wird seit 2012 von der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft durchgeführt und ist seit 2016 fester Bestandteil der simul+ Zukunftsinitiative.

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