13.11.2019

simul+ Werkstatt Ernährungswirtschaft

© WFS

Verpackungen zwischen Designobjekt und Umweltproblem

Mehrwegnetze statt Wegwerftüten, Unverpackt-Läden und Refill-Verpackungen sind Ausdruck eines deutlich gewachsenen Stellenwertes von Verpackungen in der öffentlichen Diskussion. Die Ernährungswirtschaft steht bei dieser Diskussion zwischen der Verantwortung, Verpackungen sparsam und nachhaltig zu konzipieren und gleichzeitig Lebensmittel sicher und verlustarm über den Handel an den Verbraucher zu bringen.

Um diese hochaktuelle Thematik zu diskutieren und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln, lud das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) mit der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) am 13. November 2019 unter dem Thema „Verhüllen.Verführen.Verwerten – Verpackungen zwischen Designobjekt und Umweltproblem“ Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Lebensmittel-, Verpackungs- und Kommunikationsbranche sowie der Kreislaufwirtschaft zur zweiten simul+ Werkstatt Ernährungswirtschaft in diesem Jahr ein.

Mit Inkrafttreten des neuen Verpackungsgesetzes zum 1. Januar 2019 wird die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und damit die Etablierung von Rohstoffkreisläufen in den Fokus gestellt. Lebensmittelwertschöpfungsketten zu schließen, ist auch das übergeordnete Ziel der Krabat Milchwelt an der MKH Agrar-Produkte GmbH Wittichenau im OT Kotten, die Gastgeber der Veranstaltung war. Tobias Kockert stellte das Konzept von der landwirtschaftlichen Primärproduktion über die Verarbeitung der Milch zu hochwertigen Milchprodukten sowie die Verwertung von Reststoffen zur Energie- und Nährstoffgewinnung vor. Der Bezug zur Verpackungsthematik ergibt sich im Kontext des Produktabsatzes über Direktvermarktung und über den Einzelhandel.

Raphaele Polak, Abteilungsleiterin im SMUL, begrüßte die über 50 Teilnehmer aus Lebensmittelwirtschaft, Zuliefer- und Verwertungsbranchen sowie Forschungseinrichtungen und spannte den Bogen von den vielfältigen Funktionen von Verpackungen über den Wandel der Konsumgewohnheiten zur Nachhaltigkeitsstrategie des Freistaates Sachsen.

Aus Sicht der Lebensmittelproduktion skizzierte Prof. Marek Hauptmann von der TU Dresden und Steinbeis-Hochschule die produktseitigen und verarbeitungstechnischen Herausforderungen, die mit dem Einsatz kreislauffähiger Verpackungsmaterialien verbunden sind und gab einen Einblick in Struktur und Schwerpunkte sich profilierender Forschungsnetzwerke rund um die Verpackungsthematik. Roman Maletz vom Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft der TU Dresden zeigte Chancen eines recyclinggerechten Verpackungsdesigns auf, machte aber gleichzeitig deutlich, dass für den Einsatz der gewonnenen Recyclate gerade in Branchen abseits der Ernährungswirtschaft noch große Potentiale erschlossen werden müssen.

Nach lebhaften Pausengesprächen bei regionalen Produkten der Initiative „Die Lausitz schmeckt“ gingen die Teilnehmer in die Workshops. Im Workshop „Verpackung als Brücke zum Kunden“ bildeten Erfahrungs- und Statusbeiträge der Annaberger Backwaren GmbH aus Annaberg-Buchholz, der Z&Z Agentur aus Dresden und des Lehrstuhls Verpackungstechnik der HTWK Leipzig Ansatzpunkte für eine Auseinandersetzung mit Fragen der Verfügbarkeit und der tatsächlichen Rezeption von Informationen, die über Verpackungen an den Verbraucher übermittelt werden können. Nach anschaulichen Impulsreferaten von der Minderleinsmühle GmbH & Co. KG aus Neunkirchen, vom Lehrstuhl Verpackungsmaschinen Steinbeis-Hochschule/ TU Dresden und the nu company GmbH aus Dresden diskutierten Anwender und Forscher im Workshop „Nachhaltig verpackt?“ Zielkonflikte, Schwierigkeiten, bei der ganzheitlichen Beurteilung des ökologischen Fußabdruckes von Produkten, Verpackungen und Distributionsstrukturen sowie Diskrepanzen zwischen Verbrauchererwartungen und Konsumverhalten. Bei allen offenen Fragen zur Weichenstellung in den Unternehmen, bestand kein Zweifel an der Notwendigkeit umweltgerechter Verpackungsgestaltung.

Die angeregten Diskussionen setzten sich auch über die Workshops hinaus bis zum abschließenden Betriebsrundgang fort. Für die weitere Fokussierung einzelner Themen ist die Fortführung des fachlichen Austauschs geplant. Interessenten wenden sich bitte an Dr. Yvonne Schneider, Branchenleiterin Ernährungswirtschaft bei der WFS.

Die Projektwerkstätten Ernährungswirtschaft fungieren als Plattform zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit Bezug zur Lebensmittelherstellung. Die Veranstaltungsreihe wird seit 2012 von der WFS im Auftrag des SMUL durchgeführt und ist seit 2016 fester Bestandteil der simul+ Zukunftsinitiative.

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